Weipert, Johann Michael

In seiner frühen Jugend kam Johann Michael Weipert als Waise zum Bruderhaus nach Reutlingen. Hier wuchs er auf und lernte in der angegliederten Maschinen-Werkstätte das Wagnerhandwerk. Als junger Geselle ging Johann Michael Weipert nach Heilbronn und fand bei Johann Conrad Drautz, Eigentümer einer Wagnerei, Arbeit und Unterkunft. Im Dezember 1853 starb Johann Conrad Drautz und hinterließ eine 32-jährige Witwe und vier Kinder. Weipert wurde 1854 in das Heilbronner Bürgerrecht aufgenommen und heiratete wenige Wochen später die etwa gleichaltrige Witwe Johanna Sabine Drautz. Im Jahr 1859 zog die Familie Weipert nach Reutlingen. Weipert fand in der Maschinen-Werkstätte des Bruderhauses erneut eine Anstellung. Damals arbeiteten zur gleichen Zeit Wilhelm Maybach (von 1856 bis 1869) und Gottlieb Daimler (von 1865 bis 1869) im Bruderhaus. Weiperts Frau starb 1860. Im Sommer 1865 heiratete Weipert in Reutlingen in zweiter Ehe Christine Carolin Volz aus Heilbronn. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Ferdinand Carl und Anna Weipert. 

1866 gründete er eine eigene landwirtschaftliche Maschinenfabrik. Im Jahr 1869 übersiedelte die Familie mit samt Fabrik wieder nach Heilbronn. 1874 wandelte Weipert seine Fabrik in eine die offene Handelsgesellschaft "J. Weipert & Söhne" um und betrieb ab 1875 zusätzlich eine Eisengießerei.

Weipert begann in Heilbronn mit 15 Mitarbeitern. Deren Zahl stieg auf 310 im Jahr 1897 und schließlich auf 650 bis 1913 an. de Produktionspalette des Werkes umfasste fas alle Maschinen, welche im landwirtschaftlichen Bereich eingesetzt wurden: Dresch- und Futterschneidemaschinen, Schrot- und Obstmühlen, Wein- und Obstpressen, Häckselmaschinen, Jauchepumpen, Gabelheuwender und außerdem den Sektor "Werkzeugmaschinen". Teilweise exportierte die Firma bis ins Baltikum und nach Russland. 

Am 17. April 1904 starb Johann Michael Weipert. Sein Sohn aus zweiter Ehe, Ferdinand Carl, stellte sich 1911 durch Ausgliederung des Bereichs Werkmaschinenbau auf eigene Beine. Dieser Betrieb ging 1974 in Konkurs.

Das Stammwerk entwickelte sich solide weiter. Es wurde jedoch 1944 zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Wiederaufbau mit 14 Mitarbeitern. Der Gießereibetrieb konnte 1949 wieder aufgenommen werden, landwirtschaftliche Geräte und Maschinen wurden jedoch nicht mehr produziert. 

Richard Drautz, ein Stiefenkel des Firmengründers, starb 1965 als Alleininhaber des Werkes. Er trat 1915 als Geschäftsführer ein und führte das Unternehmen 50 Jahre bis zu seinem Tod. Er verfügte testamentarisch, sein gesamtes Vermögen in eine gemeinnützige Stiftung zu übertragen. 1975 wurde im Stadtteil Böckingen ein klassisches Altenheim fertiggestellt und in Betrieb genommen.