Stohrer, Maschinenfabrik Wilhelm

Wilhelm Stohrer trat 1867 als Werkmeister in die Landmaschinenfabrik Blessing in Hemmingen ein, nachdem er eine Schlosserlehre absolviert und einige Zeit bei der Maschinenfabrik Wolf in Magdeburg als Geselle gearbeitet hatte. 1874 brannt die Blessing'sche Fabrik nieder und für Stohrer war dies der Anlass, bei Blessing aufzuhören und sich auf die eigenen Beine zu stellen. 1875 gründete er in im Glemstal seinen Betrieb. Stohrer übernahm auch einige Facharbeiter der Landmaschinenfabrik Blessing. Angetrieben wurden die ersten Maschinen mit der Wasserkraft des Flusses Glems. Die ersten Erzeugnisse waren Mostereien und Futterschneidmaschinen für die Landwirtschaft der Region. Auf der Landesgewerbeaustellung 1881 in Stuttgart zeigt Stohrer Dreschmaschinen, Göpel, Futterschneidemaschinen, Obstmühle, Most- und Weinpressen. Die Produkte der Firma Stohrer werden vom württembergischen König prämiert. 

Als Wilhelm Stohrer 1897 im Alter von 54 Jahren starb, traf es die Firma hart, denn sie hatte sich auf ein neues Betätigungsfeld gewagt: Fleischereimaschinen. Die Firma wird von der Witwe und dem Schwiegersohn Martin Messner als Teilhaber weitergeführt. Der Ingenieur Friedrich Trucksäß (Ehemann Stohrer's jüngster Tochter) tritt 1900 in die Firma ein. Ein Jahrhunderthochwasser überflutet die Fabrikanlagen im Sommer 1901.

1903 wird aus der Einzelfirma eine Offene Handelsgesellschaft mit Martin Messner, Friedrich Trucksäß und Robert Stohrer als gleichberechtigte Gesellschafter. Die Drei führen das Unternehmen gemeinsam (bis 1929). Erst 1904 ging es wieder Aufwärts. 30 Personen arbeiteten wieder bei Stohrer. Die beengten Verhältnisse im Glemstal ließen eine Erweiterung des Unternehmens an alter Stätte nicht zu und so entstand unweit des Bahnhofs eine neue Fabrik. Der Landmaschinen- und Schlachthofbau wurden gleichzeitig weiterhin betrieben. wenngleich der Landmaschinenbau immer mehr in den Hintergrund rückte. 

Besonders drastisch wurde die Situation im Landmaschinenbau im großen Krisenjahr 1923 mit der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Hamburg. Kein einziges Produkt der Firma Stohrer findet bei diser Ausstellung einen Käufer. Dieser Verlauf bewirkt das Einstellen des Landmaschinenbaus bei der Maschinenfabrik Wilhelm Stohrer. 

Nach dem Ende des Landmaschinenbaus wird die Produktpalette um die Verarbeitung von nichtrostendem Stahl sowie Kochkessel- und Räucheranlagen erweitert. Ein Großauftrag in der Höhe von 7 Millionen DM für die Einrichtung eines Schlachthofes in der ehemaligen DDR wird ein Minusgeschäft, da er von den Betreibern nicht abgenommen wird. Nach 106 Jahren Firmengeschichte muss 1981 der Konkurs angemeldet werden, nachdem die Firma bereits zahlungsunfähig war. Das Firmengelände wurde verkauft.