Renault

Weihnachten 1898 wurde das Unternehmen „Renault Frères“ (Gebrüder Renault) von Louis (1877-1944), Fernand (1865-1909) und Marcel Renault (1872-1903) gegründet. Louis Renault leitete das Unternehmen von 1898 bis 1944. Neben der Leitung des Unternehmens war er weiterhin als Techniker tätig. Dieses führte über die Jahre zu zahlreichen Patenten, welche die automobile Welt revolutionierten. Beispielhaft seien hier die Kardanwelle, die einzuschraubende Zündkerze oder der Turbokompressor (Turbolader) genannt, Sicherheitsgurt, erster V8-Motor für ein Flugzeug, Trommelbremse. Renault war das einzige französische Unternehmen, das vom Automobil über Traktoren, Panzer, Busse, Schienenfahrzeuge, Schiffs- und Flugzeugmotoren etc. das ganze Spektrum moderner Transportmittel erfasste.

Die Entwicklung des Familienunternehmens schritt schnell voran, so beschäftigte Renault um 1900 schon über 100 Mitarbeiter. Den Durchbruch vom Familienunternehmen zum großen Industriekonzern schaffte Renault im Jahr 1906, als ein Pariser Taxiunternehmen 250 Taxen bei Renault bestellte.

1919 steigt Renault in die Produktion von Traktoren ein. Auf Basis eines Panzerwagens wird der Traktor HI entwickelt. Der Traktor Typ VY, der ab 1933 gebaut wurde, war der erste serienmäßige Dieselschlepper in Frankreich.

Während des Zweiten Weltkriegs produzierte Renault Lastwagen für die deutsche Armee, deswegen waren die Produktionswerke Renaults im März 1942 Angriffsziele der Alliierten. So kam die Produktion kurzzeitig zum Erliegen.

Renault kollaborierte eng mit den Deutschen und lieferte LKW nach Deutschland. Im März 1943 und im April und September 1944 wurden die Produktionsanlagen von alliierten Bomberverbänden schwer beschädigt. Circa zwei Drittel der Produktionskapazitäten des Werks bei Paris wurden vernichtet. Während der deutschen Besatzung versuchte Renault, die Deutschen davon zu überzeugen, die Renault-Arbeiter nicht nach Deutschland zu verschleppen. Nach der Befreiung von Paris stellte sich Renault im September 1944 den Behörden. Er wurde im Gefängnis im Pariser Vorort Fresnes inhaftiert. Am 9. Oktober wurde er in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert und kurz darauf in die Klinik Saint-Jean-de-Dieu verlegt. Dort starb er am 24. Oktober 1944. Die Todesursache bleibt unklar: Während offizielle Stellungnahmen von einer Urämie (Harnvergiftung) sprechen, deuten einige Umstände auf tödliche Misshandlungen in der Gefängniszelle hin. Das Unternehmen Renault wurde am 16. Januar 1945 dem französischen Staat übereignet und Pierre Lefaucheux wurde als Generaldirektor eingesetzt.

1945 wird das Renault-Traktorenwerk in Le Mans eröffnet. Mit dem Traktormodell 3040 wird 1948 ein Schlepper mit hydraulischer Hubwerksregelung, zwei Zapfwellen und verstellbarer Spurweite auf den Markt gebracht. Renault versucht 1960 erstmalig, allerdings ohne Erfolg, auf dem deutschen Traktormarkt Fuß zu fassen.

Durch Aufgabe der Schlepperproduktion bei der Mannesmann-Tochtergesellschaft Porsche-Diesel bietet sich Renault 1963 eine neue Chance einen Einstieg in den deutschen Traktorenmarkt zu schaffen. Durch Übernahme des Ersatzteilverkaufs für die eingestellten Marken Porsche-Diesel, MAN und Normag erhofft man sich auch eine bessere Akzeptanz der eigenen Marke. Auch dieser Versuch bringt nicht den gewünschten Erfolg.

1967 wird die Renault-Traktoren und Maschinen GmbH gegründet. Der Erfolg bleibt mäßig, erst 1971 kann der 10.000. Renault-Traktor in Deutschland verkauft werden. 1976 wird eine Zusammenarbeit mit dem angeschlagenen Erntemaschinenhersteller Rivierre Casalis gestartet. und im Jahr 1978 komplett übernommen. Bei den Traktoren veränderte sich die standardmäßige rote Farbe ungefähr um 1980 in das bekannte Orange-Ocker.

1984 gab es Gespräche mit dem amerikanischen Landmaschinenhersteller IHC über eine Übernahme der französischen Werke. Statt der Übernahme wird nur eine Vereinbarung über gemeinsame Einkäufe von Zulieferteilen geschlossen.

1985 trennen sich die Wege von Automobil- und Landtechniksparte; der Landmaschinensektor wird in die Renault Agriculture S. A. ausgegliedert. 1990 schafft Renault Agriculture den Durchbruch. Der Gewinn erhöht sich auf 41 Millionen DM.

Anfang der 1990er-Jahre wird mit Massey Ferguson die GIMA für gemeinsamen Einkauf und Entwicklung von Traktorkomponenten gegründet und mit John Deere ein Abkommen über den Austausch von Traktoren bzw. Motoren abgeschlossen. John Deere liefert Motoren für die Ceres Baureihe und bekommt von Renault die Ceres-Traktoren als Baureihe 3000 für das eigene Programm geliefert.

Gestärkt durch die Kooperation mit John Deere weitet Renault Agriculture seine Aktivitäten in Deutschland durch Übernahme der Pius Degenhart GmbH & Co. KG (1996) und weiterer Landmaschinenbetriebe aus. 1999 erfolgt mit der Vorstellung der Atles-Baureihe der Einstieg in die Schlepper-Königsklasse über 250 PS.

Im Jahre 2003 überraschten Renault-Agriculture und Claas die Landtechnik-Branche durch Bekanntgabe der Absicht von Claas bei Renault eine zunächst 50%ige Beteiligung zu erwerben - mit der Option auf die verbleibenden 50 Prozent. Das Renault-Traktoren-Programm wird mit der Zeit komplett auf die markentypische grün-rote Lackierung von Claas umgestellt. Durch die Übernahme verschwindet der Markenname Renault vom Markt der Traktoren.