Der Name Hassia war eine deutsche Landtechnikgröße für Sämaschinen und Kartoffeltechnik. Bereits in den späten 1870er-Jahren begann die Geschichte, als Andreas Jakob Tröster von der elterlichen Schmiede im hessischen Butzbach zu einer Lohndrescherei wechselte. Maschinendrusch und Reparaturbetrieb liefen erfolgreich, so dass A.J. Tröster 1881 eine eigene Werkstatt mit fünf Mitarbeitern bezog und mit der Produktion von Göpeln und Schrotmühlen begann. 10 Jahre später erwarb er mit seinem Bruder das Firmengelände nahe des Butzbacher Bahnhofs.
A.J. Tröster erkannte früh die Vorzüge der maschinellen Saat und die 1892 fertig gestellte Drillmaschine mit dem einprägsamen Markennamen „Hassia“ wurde ein voller Erfolg. Nebenbei gliederte Tröster seinem Unternehmen einen Landmaschinenhandel an, der schwerpunktmäßig Dreschmaschinen und aus den USA importierte Gras- und Getreidemäher vertrieb. 1904 stieg der Sohn Wilhelm in das Geschäft mit ein und 1905 errichtete Tröster eine eigene Gießerei. Bereits ein Jahr später ergänzten Hackmaschinen die Produktpalette. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg beschäftigte das Unternehmen 100 Mitarbeiter. Die Zwischenkriegszeit stand unter dem Stern des Ausbaus. Als Wilhelm Tröster 1929 überraschend starb, stiegen seine Söhne Helmut und Kurt mit ein und sorgten für eine Erweiterung der Produktpalette mit Rübenschneidern, Ackerwalzen und Vielfachgeräten. 1942 wurde die 100.000. Drillmaschine verkauft, aber die Freude währte nicht lange, denn 1945 wurden weite Teile der Fabrik durch Fliegerbomben zerstört. Der Erfolgswille der Butzbacher ließ sich davon dennoch nicht unterkriegen: Die Produktion wurde rasch wieder aufgenommen, neue Patente für neuartige Sävorrichtungen, eine Drillmaschine in Stahlrohrkonstruktion mit Ölbadgetriebe (1950), Schlepperanbaumaschinen (1953) und Kartoffellegemaschinen (1955) wurden entwickelt. 1958 stiegen die Trösters auch in die Kartoffelerntetechnik ein. Das Unternehmen stand für Qualität und Fortschritt und war in den 1960er-Jahren mit das Beste, was bei Saat und Kartoffel zu haben war.
Zur Diversifizierung wurde ab 1960 mit dem Arbeitsfeld Mais und Zuckerrübe begonnen und die ersten Einzelkornsämaschinen kamen 1971 auf den Markt. 1980 wurden 600 Leute beschäftigt, 375.000 Landmaschinen verkauft und neben mehreren Niederlassungen besaß die Tröster-Gruppe ein Handelsunternehmen und ein Autohaus. Trotz des soliden Anscheins gab es interne Herausforderungen. Gleichzeitig forderte der Strukturwandel der Landwirtschaft hohe Flexibilität und praxistaugliche Innovationen, dem Tröster nicht mehr ausreichend gerecht wurde. 1991 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Der Däne Peter Hansen übernahm die Firma und führte sie einige Jahre mit einem Bruchteil der Belegschaft unter dem Namen Hassia Maschinenfabrik GmbH & Co. KG weiter, bevor 1995 der nächste Konkurs kam. Daraufhin übernahmen Lemken die Sätechnik und die niederländische Netagco die Kartoffeltechnik. Ein Stück qualitative deutsche Wertarbeit fand ihr Ende.
Auf dem Gelände des einst so erfolgreichen Unternehmens befinden sich heute Supermärkte und Pflegeheime. Lediglich die denkmalgeschützte rote Backsteinfassade von 1929 erinnert an die Existenz der Hassia Maschinenfabrik.