1827 gründete der Landwirt und Kleineisenschmied Peter Daniel Rasspe die gleichnamige Fabrik zur Herstellung von Stiefeleisen. Schon bald wurden die Räumlichkeiten zu eng, woraufhin Rasspe sie geschickt an die Hauptverkehrsstraße von Solingen nach Elberfeld verlegte. Die Söhne Johann Abraham und Peter Isaak führten das Unternehmen zu einem der größten Industriekomplexe in Solingen – mit dem auf der ganzen Welt berühmten Markenzeichen, die „Pfeife“, das 1868 in das Mustergericht eingetragen wurde.
In den 1860er- und 1870er-Jahren wurde die Produktpalette auf Tafel- und Schlachtmesser, Sägen sowie Häcksel- und Rübenmesser ausgedehnt. Als die Industrialisierung fortschritt und Rasspe die Fertigung modernisierte und fabrikmäßig organisierte, mussten die Produktpalette und die Absatzmärkte erneut ausgedehnt werden, um die hohen erforderlichen Investitionen tätigen zu können. So kamen planpolierte Kupfer- und Zinkplatten zum Angebot hinzu. Der Durchbruch kam jedoch erst als Rasspe noch zusätzlich auf die Herstellung von Zubehör- und Ersatzteile für landwirtschaftliche Maschinen umstellte. Das Sortiment stieg in den 1920er-Jahren auf über 40.000 Produkte an, die mit einem eigenen Bahnanschluss über den Solinger Bahnhof in die ganze Welt versandt wurde. Rasspe trug nicht nur zur wirtschaftlichen, sondern auch zur sozialen Zufriedenheit der Mitarbeiter bei: Es gab betriebseigene Wohnungen, eine Werksfeuerwehr, einen Gesangs- und Fußballverein sowie ein Unternehmensstift mit regelmäßigen Gottesdiensten, Vorträgen und Näh- und Flickstunden.
In den 1930er-Jahren profitierte Rasspe von den Bemühungen des NS-Regimes, die landwirtschaftlichen Erträge durch Maschineneinsatz zu steigern. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bot die fortgesetzte Mechanisierung und Motorisierung der Landwirtschaft bis Anfang der 1960er-Jahre der Firma Rasspe ein wachsendes Auskommen. So kamen 1962 noch Knoter für Hochdruckpressen zur Produktpalette hinzu.
Die Rationalisierungen der folgenden Jahre, ermöglicht durch den Einsatz von großen, leistungsfähigen Landmaschinen, ließ es bei Rasspe kriseln. In ernsthafte Schwierigkeiten geriet das Unternehmen, als immer mehr Konkurrenten dazu übergingen, für ihre Maschinen eigene Ersatzteile anzubieten. Die Zahl der Beschäftigten sank in dieser Zeit auf unter 300, denn auch der Vertrieb neuer Produkte brachte keinen dauerhaften Erfolg.
1999 musste der Betrieb schließlich Insolvenz anmelden. Etwa ein Jahr später wurde die Firma Rasspe Systemtechnik GmbH & Co. KG neu gegründet, mit einem gestrafften Produktionsprogramm, das hauptsächlich Schneidwerkskomponenten für Mähdrescher, Federzinken für die Heuwerbung, Messer für Häcksler und Kreiselmäher und Knoter für Stroh- und Heupressen herstellt. Mit dieser Neugründung konnte im Jahr 2002 das 175-jährige Firmenjubiläum gefeiert werden.