Wilhelm Hamm, geboren im Juli 1820, studierte Landwirtschaft in Hohenheim und begab sich anschließend auf Studienreise durch England, wo er das Buch „Die landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe Englands“ verfasste. Dr. Wilhelm Hamm begann das Geschäft im Jahr 1850 als landwirtschaftliches Comptoir mit einer einzigen amerikanischen Häckselmaschine als Lagerbestand. Bei dem Besuch der Ausstellung in London 1851 akquirierte er einen großen Transport der vorzüglichsten englischen landwirtschaftlichen Maschinen, welche er anfangs von einzelnen Arbeitern nachbauen ließ. Die überaus steigenden Nachfragen aber nötigten ihn 1853 zur Gründung eigener Werkstätten. Die Fabrik, im Jahr 1854 völlig neu aufgebaut und seither alljährlich bedeutend vergrößert, befand sich in dem Dorf Eutritzsch bei Leipzig. Es war die erste Landmaschinenfabrik Deutschlands. Das Hauptgebäude beinhaltete Zeichenstuben, eine Schmiede mit zahlreichen Feuern sowie einen Arbeitersaal mit Dampfmaschine, Drehbänken, etc. Zusätzlich gehörte zur Fabrik eine eigene Gießerei. Durchschnittlich waren ca. 120 -150 Mann bei der Firma Dr. W. Hamm angestellt.
In der Fabrik wurden vorzugsweise landwirtschaftliche Maschinen gebaut, aber auch Aufträge für andere Maschinen, z. B. Nähmaschinen und Möbel, ausgeführt. Wilhelm Hamm baute gerne Maschinen aus anderen Ländern nach und verbesserte sie. Unter den vorzüglichsten und verbreitetsten Maschinen, welche durch Wilhelm Hamm zuerst auf dem Kontinent eingeführt wurden, sind zu nennen: die Handdreschmaschine nach Hensman, Garrett’s Drillmaschine und Pferdehacke, Smith’s Heuwendemaschine, Howard’s Pferderechen, Corne’s Häckselmaschine, Moody’s Wurzelschneider, Garrett’s Oelkuchenbrecher, Howard’s Pflüge und Eggen, Exstirpatoren von Tennant und Scoular usw. Daneben vertrieb sie aber auch andernorts hergestellte Maschinen und Geräte, so z. B. Hohenheimer Pflüge.
Die Fabrikate fanden ihren Absatz in allen Weltgegenden. Deutschland war zwar der Hauptmarkt, doch wurden schon sehr viele Aufträge nach Ungarn, den Donaufürstentümern, Russland und Polen, Schweden, Dänemark, Holland, Portugal, Italien, ferner vorzugsweise nach Griechenland, Brasilien und Java exportiert. Die Firma genoss einen ausgezeichneten Ruf für vorzüglich konstruierte und solide gebaute Maschinen.
Wilhelm Hamm verkaufte 1864 die Fabrik und ging als Ministerrat nach Wien. Käufer war der Ingenieur David Salomon Magnus. Unter seiner Führung veränderte sich die Produktpalette. Die Fabrikation wandelte sich mehr und mehr auf die Herstellung von größeren Baukonstruktionen, eisernen Gewächshäusern, Wehr- und Schützen-Anlagen sowie bestimmter Apparate für Mühlen und Sprit-Brennereien um. Ab 1875 wurden die landwirtschaftlichen Maschinen nicht mehr beworben.