Im Jahre 1870 legte Johann Georg Fahr den Grundstein für die Firma Fahr, die später Weltgeltung erhalten sollte.
Er begann schon früh voller Tatendrang mit der Herstellung von Futterschneidemaschinen, Handdreschmaschinen, Mühlen und Sägen aber auch von Grasmähern und Heuwendern. In den frühen Jahren florierte das Geschäft und das Unternehmen wuchs stetig. Schon bald wurden die ersten Maschinen ins Ausland, nach Österreich und ins Elsass, geliefert. FAHR produzierte zu der Zeit noch nicht industriell und konnte dadurch eine große Palette an Produkten anbieten, die von den Landwirten gewünscht waren. Ab Ende der 1880er-Jahre vertrieb FAHR noch zusätzlich amerikanische Erntemaschinen, produzierte sie kurz darauf jedoch selbst. Der Entschluss nur noch Erntemaschinen herzustellen, war der erste Schritt in Richtung industrieller Großbetrieb.
Den Ersten Weltkrieg hat FAHR dank der großen kriegsbedingten Nachfrage an Erntemaschinen gut überstanden und konnte durch Devisengeschäfte während der Inflation in der Nachkriegszeit das Werk sogar weiter ausbauen. Die 1920er-Jahre waren für FAHR Jahre der Blüte, des Aufschwungs und des endgültigen Wandels in einen industriellen Großbetrieb, als der Bindemäher auch serienmäßig gefertigt wurde. Nach schweren Zeiten während der Weltwirtschaftskrise, ging es Anfang der 1930er-Jahre wieder besser: Der Nachholbedarf der Maschinisierung der deutschen Landwirtschaft bescherte FAHR volle Auftragsbücher, hohe Gewinne, die wiederum in die ständige Erweiterung des Werks und die Entwicklung von Traktoren und Mähdreschern flossen.
Wie schon der Erste war auch der Zweite Weltkrieg nicht das Ende des Betriebs. FAHR wurde zum Rüstungsbetrieb und fertigte überwiegend Granaten. Jedoch geriet die Idylle des patriarchalisch geführten Familienunternehmen in der Zeit ins Wanken, Zwangsarbeiter stellten Panzermotorteile bei FAHR her.
Die Bombardierung des Werks, die französische Besetzung, die Demontage wichtiger Maschinen sowie die Materialknappheit in Deutschland sorgten für eine schwere Zeit unmittelbar nach dem Krieg.
Doch FAHR kämpfte sich mit der Fertigung von Holzgas-Schleppern durch.
Die Währungsreform von 1948 schob den Aufschwung auch bei FAHR an. Mit frischen Mitteln baute man das Schlepperwerk weiter aus und auch mit Mähdreschern und Feldhäckslern erweiterte man die Produktpalette.
1961 erlebte FAHR den Höhepunkt seiner Geschichte mit imponierenden Fertigungszahlen von über 1,2 Millionen Gras-, Heu- und Getreideerntemaschinen, 100.000 Traktoren und 27.000 Mähdreschern. Mit 4.200 Mitarbeitern war FAHR der größte Landmaschinenhersteller Europas. Nun waren erhebliche Investitionen erforderlich, die von der Familie FAHR nicht aufgebracht werden konnten, darum wurde eine Mehrheitsbeteiligung an KHD verkauft.
„Ein Stück Stolz der Familie, der Firma und ganz Gottmadingen wurde verkauft.“ Zwar brachte der Kreiselheuer noch einmal neue Rekorde mit über 1 Million gefertigter Maschinen, jedoch verließ das letzte Mitglied der Familie, Helmut Fahr, aus Altersgründen 1973 das Unternehmen und es gingen 1975 die letzten Anteile an KHD (Deutz).
Das war das Ende der Selbstständigkeit des über 100-jährigen Familienunternehmens. 1988 wurde das Unternehmen nach dessen Auflösung an Greenland verkauft. Heute ist die Kverneland-Group aus Norwegen Inhaber der stark reduzierten Werksanlage mit ca. 350 Mitarbeitern.
Der Name FAHR auf den Traktoren und Mähdreschern der Firma Deutz-Fahr ist das einzige Andenken an die ehemalige Weltfirma.