Ende der 1940er-Jahre übernimmt Ernst Conrad den väterlichen Reparaturbetrieb für Landmaschinen in Blönsdorf in Brandenburg. Neben den üblichen Arbeiten begann er, in Kleinserie alte Traktoren wieder aufzubauen. Er sah sich wegen seiner unternehmerischen Tätigkeit bald zunehmenden Repressionen der damaligen DDR-Behörden ausgesetzt, verkaufte seine Werkzeuge und Maschinen heimlich und floh 1959 mit seiner Frau und seinem Sohn nach Westdeutschland in das Rheinland, später dann in Baden. Schnell fasste er als Meister in Landtechnik-Betrieben Fuß.
Anfang der 1960er-Jahre entwickelte er dabei privat den Prototyp eines Schnellkupplungselements und ließ es sich patentieren. Das Schnellkupplungssystem erleichterte erheblich das An- und Abkuppelns der immer schwereren Ackergeräte. Ernst Conrad wollte sich zunächst nicht wieder selbstständig machen, fand aber in eine auf Kartoffelroder spezialisiertes Firma in Celle einen Partner, der die Schnellkupplung in Lizenz bauen und vertreiben wollte. Er gab seine Stellung auf und zog mit seiner Familie nach Celle. Die Partnerfirma engagierte sich aber nicht in der gewünschten Form, die Verbindung wird wieder aufgelöst und so kam es um 1967 zur Gründung der Firma Ernst Conrad Gerätebau.
Erster Firmensitz war eine ehemalige Dorfschmiede in Groß-Eicklingen bei Celle. Die Dorfschmiede wurde bald zu klein und Ernst Conrad ließ 1974/1975 in Nienhagen eine neues Firmengebäude errichten. Die Belegschaft wuchs auf rund 40 Mitarbeiter. Die Schnellkupplung wurde weiterentwickelt und die Produktpalette wuchs. Entwickelt wurden u. a. Transportgabeln, die leicht für verschiedene Anwendungen umrüstbar waren, ein hydraulisch verstellbarer Oberlenker, Hydrauliksysteme für verschiedene Traktorenhersteller, eine Gelenkwellenkupplung wie auch eine Rückfahrvorrichtung für Traktoren mit drehbaren Fahrersitz und den notwendigen Bedienelementen. 1989 übernahm er die Produktion einer ehemals in München ansässigen Firma für Kugelgelenke.
Anfang 1990 erkrankte Ernst Conrad schwer. Er erholte sich von der Krankheit, beschloss aber, die Firma zu verkaufen. Der Verkauf erfolgte Ende 1992 an zwei Investoren. Die vereinbarten Ratenzahlungen blieben aber bald aus und so veräußerte Ernst Conrad auf Grundlage des Kaufvertrags den Maschinenpark an einen Nachbarbetrieb, der die Produktion fortsetzte. Auch die Belegschaft wechselte weitgehend dorthin. Alle Firmen bestehen heute nicht mehr. Das Betriebsgebäude wird von einer gemeinnützigen Jugendorganisation genutzt.
Beitrag mit freundlicher Unterstützung von Andreas Conrad (Sohn des Gründers)