Die Norddeutsche Traktorenfabrik Franz Westermann, baute zwischen 1947 und 1957 Traktoren. Bekannt wurden die Traktoren unter dem Markennamen Nordtrak. Die Traktoren setzten schon ein Jahrzehnt vor dem Allradboom bei Traktoren auf diese Antriebsvariante, die bei Nordtrak auf dem Antriebsprinzip des amerikanischen Jeeps beruhte. Dafür benutzen sie ungewöhnlicherweise vier gleich große Räder. Aufgrund des vergleichsweise hohen Preises und der Fähigkeit, in schwierigem Gelände zu arbeiten, wurden die wenigsten Nordtrak-Traktoren in der Landwirtschaft eingesetzt, sondern landeten oft umfangreich modifiziert in der Forstwirtschaft, in Steinbrüchen, im Baugewerbe oder in anderen Spezialeinsatzgebieten.
Die Vorgeschichte des Unternehmens begann 1946, als der Ingenieur Georg R. Wille in der Nachkriegszeit die Georg R. Wille OHG gründete und ab 1947 Landmaschinen herstellte. Seine erste Maschine war der Motorpflug „Stier“, der zum Teil aus Jeep-Bauteilen bestand und mit einem 12-PS-Motor ausgestattet war. Einen mit Dieselmotor ausgerüsteten Stier benannte Wille in Gerwi-Diesel-Stier um.
1950 stieg der Kaufmann Franz Westermann als Kapitalgeber in das Unternehmen ein. Noch im gleichen Jahr kam es aber zwischen Georg R. Wille und Franz Westermann zu unüberbrückbaren Differenzen. Nach dem Ausscheiden von Georg R. Wille übernahm Franz Westermann die Leitung und das Unternehmen wurde in Norddeutsche Traktorenfabrik Franz Westermann umbenannt. Als neuer Konstrukteur kam Gerhard Kullik, den Westermann von Deuliewag abwerben konnte. Die mittlerweile sehr gefragten Traktoren benannte er in Nordtrak Stier um.
Nordtrak Stiere wurden von 1947 bis 1955 in Hamburg-Bergedorf und von 1955 bis zur Produktionseinstellung in Hamburg-Lohbrügge gebaut. Das Unternehmen spezialisierte sich auf Traktoren mit Vierradantrieb in Halbrahmenbauweise. Als „Paradepferd“ profilierte sich der Stier 480 mit 48 PS. Es war der leistungsstärkste Traktor seiner Klasse und erreichte eine damals beeindruckende Geschwindigkeit von 27 km/h. Die Traktoren waren Pioniere des Allradantriebs, der sich erst später auf breiter Ebene durchsetzte.
Die Antriebseigenschaften und die vergleichsweise gleichmäßige Gewichtsverteilung verbesserten vor allem das Traktionsverhalten. So warb Nordtrak 1952 damit, dass ihre Traktoren in Hanglagen, an denen anderen Traktoren scheitern, arbeiten können. Da diese Vorteile unter einfachen Bodenbedingungen jedoch nur eine geringe Rolle spielten, litt der Absatz der Nordtraks darunter, dass die doppelte Antriebsachse und die vier großen Räder die Produktion im Vergleich zu anderen Traktoren unverhältnismäßig verteuerte. Zudem erreichte Nordtrak nie die Größenordnungen einer Massenproduktion, sodass auch hier die Produktionskosten höher lagen als bei Konkurrenten. Eigenkonstruktionen wie der 1-Mann-Schützenpanzer Puck für die Bundeswehr gerieten zu Flops.
Der Großteil der Nordtrak-Schlepper wurde exportiert, besonders in Südamerika und Skandinavien, wo der Traktor oft in der Forstwirtschaft in schwierigem Gelände eingesetzt wurde, konnten viele Traktoren abgesetzt werden. Die Nachfrage aus dem Ausland war anfangs recht groß, so wurde 1953 ein Teil der Produktion zu dem Metallwerk Creußen nach Oberfranken ausgelagert. Ab 1955, als die großen Traktorenhersteller wieder ausreichend lieferfähig waren, brach der Absatz ein. Das Unternehmen ging 1956 in Konkurs, ein Jahr später wurde die Produktion endgültig eingestellt.
Die Bergedorfer Maschinenbau GmbH übernahm die Konkursmasse. Aus den vorhandenen Teilen wurden dort noch bis 1963 Nordtrak-Stiere gefertigt.