Hürlimann

Der gelernte Werkzeugschlosser Hans Hürlimann war kurz vor der Auswanderung in die USA, als er es sich vor der Abreise doch noch anders überlegte und als Verkäufer in seinen ehemaligen Lehrbetrieb zurückging.

Auf seinen Kundentouren fiel Hans Hürlimann auf, dass es vielen Landwirten an einem Mehrzwecktraktor mangelte. Der ehrgeizige Tüftler steckt daraufhin viel Freizeit in die Konstruktion eines Traktor-Prototyps.

1929 gründete er in einem leerstehenden Stickereilokal ein Unternehmen für die Serienfertigung entsprechender Fahrzeuge. Der erste Traktor mit der Typenbezeichnung 1K8, mit einem französischen Bernard-Einzylinder-Motor, entwickelte eine Kraft von 8 PS.

Der Start der Firma fiel in die Zeit der Weltwirtschaftskrise und war sehr herausfordernd. Seine Eltern sowie Bürgen verhalfen dem Jungunternehmer zu den nötigen finanziellen Mitteln. 

Die junge Firma stellte 1931 den ersten Vierzylinder-Traktor mit einer Leistung von 18 PS vor. Die ersten Hürlimann-Fahrzeuge waren mit Eisenreifen mit Hartgummi-Stollen ausgerüstet. In den Folgejahren waren sie auch mit Luftbereifung erhältlich. Hans Hürlimann wollte möglichst viele Komponenten selber herstellen und lediglich die Elektrobestandteile sowie die Reifen von Zulieferern erwerben. Ab 1933 wurden zusätzlich Industrietraktoren ins Produktionsprogramm aufgenommen, sie verfügten unter anderem über eingebaute Seilwinden.

Bei den Landwirten galten die Hürlimann-Traktoren als unkompliziert in der Bedienung und als sehr robust. Wegen seiner hohen Qualität war von Hürlimann-Fahrzeugen als "Rolls-Royce" unter den Traktoren die Rede.

Viele Fahrzeuge von Hürlimann gingen als Zug- und Arbeitsfahrzeuge an die Schweizer Armee. Von 1964 bis 1968 produzierte Hürlimann den imposanten, aber kaum verkäuflichen Großtaktor D800 mit wassergekühltem Vierzylinder-Diesel mit 94 PS. Innerhalb von vier Jahren konnten nur 13 Stück verkauft werden. 

In den 1970er-Jahren machte sich die sinkende Rentabilität des Unternehmens bemerkbar, Löhne auf Schweizer Niveau sowie hohe Materialkosten ließen die Gewinnmargen schrumpfen. Zudem verkauften Mitbewerber ihre Traktoren zu einem deutlich tieferen Anschaffungspreis. 

Im September 1977 stirbt Hans Hürlimann. Ende der 1970er-Jahre schlagen seine Erben Vittorio Carozza - seit 1973 Chef des italienischen Familienunternehmens SAME - die Übernahme der Gesellschaft vor. Das Geschäft wird schnell und zur Zufriedenheit beider Seiten abgeschlossen. 1979 wird SAME offiziell in SAME Lamborghini Hürlimann (SLH) umgetauft; 1995 mit der Übernahme von Deutz-Fahr umbenannt in SAME DEUTZ-FAHR-Gruppe.