Schieferstein KG

Im Jahr 1874 trat Georg Schieferstein die Nachfolge seines Lehrherrn an und machte aus einer kleinen Schmiede schnell eine mittelständische Maschinenfabrik. Er verfolgte die Mechanisierung der Landwirtschaft mit wachen Augen und erweiterte seinen Schmiedebetrieb durch den Handel mit landwirtschaftlichen Geräten und Bedarfsgütern aller Art. Schon in den 1890er-Jahren war er der erste Händler in Oberhessen, der landwirtschaftliche Maschinen aus Amerika vertrieb.

Um 1905 trat auch Georgs Sohn Hermann Schieferstein als Prokurist in die Geschäftsleitung ein, der -  als treibende Kraft zusammen mit seinem Bruder Karl - die Firmenerweiterung antrieb. Das Unternehmen Schieferstein war sehr erfolgreich darin, die Produktpalette zu vermarkten und brachte im Jahr 1908 ein gewaltiges Handelsprogramm heraus, das von der Milchkanne bis zur Wasch- und Nähmaschine reichte.

1901 kam es in Frankfurt a. M. zur ersten Vereinigung der Landmaschinenhändler; Georg Schieferstein wurde 2. Vorsitzender des Zentralverbandes. Aus dieser Arbeit ergaben sich überregionale Kontakte, die zu Werksvertretungen in verschiedenen Teilen des Reichsgebiets führten. Schieferstein wollte 1909 eine Produktion der eigenen verbesserten Maschinen starten und eröffnete im selben Jahr seine erste Fabrikanlage, die auch eine separate Lackier- und Schweißanlage besaß. 1924 schied Georg Schieferstein im Alter von 74 Jahren aus der Firmenleitung aus.

Der Streuer "Schieferstein" wurde 1932 von der DLG als "neu und betrachtenswert" mit der Bronzemünze ausgezeichnet und erzielte hohe Absatzerfolge, zumal er preislich die Konkurrenz unterbot. Selbst ausländische Anfragen gingen ein.

Während der Kriegsjahre wurden Granathülsen und Panzerteile gefertigt. Von Bombenangriffen blieb das Werk in Lich verschont und so konnte kurz nach Kriegsende und  kurzzeitiger Übernahme der amerikanischen Truppen zur Reparatur ihrer Armee-Fahrzeuge, die Produktion langsam wieder aufgenommen werden.

Hermann Schieferstein verstarb 1957. Karl Schieferstein starb drei Jahre später. Er setzte seine zweite Frau Ida als treuhänderische Erbverwalterin ein.

Der nun alleinige Geschäftsführer, Hermanns Neffe Dipl.-Ing. Walter Schieferstein, berief Direktoren ein, die aber eigene Ziele verfolgten. Im Jahr 1967 beschäftigte die Schieferstein KG nur noch 230 Arbeiter und besaß einen Marktanteil von 31 % im Düngerstreuer-Sektor. Nach einigen Flops aufseiten der Entwicklung ließ sich das Kastenstreuer-Einstiegsmodell "Piccolo" eine Zeit lang erfolgreich vermarkten und ein exklusiver Liefervertrag mit der internationalen bekannten Massey-Ferguson brachte zwar Hoffnung, doch nicht den entsprechenden Umsatz.

1969 gründete Walter Schieferstein mit dem Kölner Heinz G. Schroeder ein weiteres Unternehmen, die "Schieferstein & Co. KG, Fabrik für Maschinen der holzverarbeitenden Industrie", die Gebrauchtmaschinen aufarbeitete und vornehmlich in Entwicklungsländern exportierte. 1970 meldete die Georg Schieferstein KG Konkurs an. Walter, Else und Ida Schieferstein verloren ihr gesamtes Privatvermögen und ihre Häuser.

Die Schiefersteinschen Anwesen sind bis auf wenige Bauten noch erhalten oder wurden teilweise durch Neubauten auf gleichem Grundriss modernisiert.